"Pass auf, dass Du nicht unterzuckerst!". Diesen Spruch musste ich mir öfters anhören, wenn ich nüchtern in die Berge ging, beispielsweise auf die Zugspitze.

Ich gehöre zu den Menschen, die nüchtern mehr Energie haben, als mit vollem Magen. Dazu kommt, dass Essen und das damit verbundene Insulin im Blut den Fett-Abbau verhindert. Wenn Du also beim Bergsport abnehmen willst: Einfach mal Brot oder andere Kohlenhydrate unterwegs weglassen!

Da mich der Zusammenhang zwischen Glukose-Spiegel und Leistung interessierte, habe ich den Supersapiens Glukose-Sensor getestet, außerdem noch einen Freestyle Libre 2 Sensor. Außerdem wollte ich den Verdacht auf eine Insulinresistenz überprüfen.

Um es auf den Punkt zu bringen: SuperSapiens misst nur Unfug, der Abbott ist brauchbar - sehr verwunderlich, da es sich um eine ähnliche technische Basis handelt.

Ich rate dazu, die Sensoren bei Abbott zu beziehen und auf keinen Fall bei SuperSapiens zu kaufen.

Die Werte sind - gemessen im Gewebe, nicht mit der Messung im Blut vergleichbar. Anbringen und tragen unterscheidet sich bei beiden Sensoren nicht.

Nüchtern auf den Berg?

Interessiert Dich das? Informiere Dich mal im Internet über "Ketose".

Wie funktioniert es?

Beide Sensoren residieren auf einer runden Platte. An dieser ist eine Art flexible Nadel befestigt, die ins Gewebe eindringt. Der Sensor hat einen Bluetooth und ein NFC-Modul, damit wird das Pairing mit der App auf dem Handy (bei Abbott gibts auch ein Lese-Gerät) hergestellt und dann werden die Daten an die App übertragen.

Bei SuperSapiens landen die Werte die ganze Zeit über auf dem Handy und werden dort angezeigt, Abbott nutzt die dauerhafte Verbindung auch für Alarme, die App kennt die Werte also, angezeigt werden Sie aber erst nach einem manuellen Scan. 

In den Apps kann man dann allerhand auswerten, gefühlt stehen bei Abbott viel mehr Daten zur Verfügung. Die App von Supersapiens ist stylischer und bringt ein Datenfeld für Garmin Connect IQ mit, leider aber kein Widget. Mit dem Datenfeld kann man den Verlauf der Glukose im Gewerbe aufzeichnen, während man eine Aktivität trackt, mangels Widget hat man sonst keinen Zugriff auf die Daten auf der Uhr, man muss also das Handy rausholen.

Bei Abbott gibt es ein Web-Interface "Libreview", wenn man denn davon erfährt. Als Anwender wird man mit Informationen, Videos, Zettelchen nur so geflutet. Der Einsteig ist bei SuperSapiens deutlich leichter. Die Auswertungen in Abbott Libreview sind aber gravierend besser und deutlich ausführlicher, als bei SuperSapiens. SuperSapiens ist verglichen mit Libreview extrem limitiert, dort kann man lediglich durch eine Art Timeline scrollen, während man bei LibreView ausführlich Daten auswerten kann.

Nach 14 Tagen verweigert der Sensor seinen Dienst, in Youtube findet man aber Hinweise darauf, dass der Sensor zurücksetzbar ist und auch 2 * 14 Tage messen kann. Das habe ich nicht ausprobiert und denke, dass der Hersteller schon einen guten Grund für die zeitliche Limitierung haben wird.

Anbringung und Tragegefühl

Die Sensoren werden in die Haut gestochen, die meisten Sensoren habe ich nicht gespürt, einer zwickte 4 Tage lang. Blut floss nur beim Sensor Nummer 6, inklusive kleiner Blutlache am Arm und auf dem Boden. Der Abbott-Support meinte, da habe ich wohl ein Äderchen getroffen und war nicht wirklich besorgt. Der Klebstoff des Sensors sehr gut, Duschen usw. scheint ihm wenig auszumachen. Insgesamt sehr unkompliziert und nicht störend, sie reißen aber gern mal ab, später dazu mehr.

So sieht der nach wenigen Stunden (wegen den Konto-Problemen bei Abbott) wieder entfernte Sensor aus:

Messergebnisse

Wir haben einige Wochen mit Messungen verbracht, daheim, am Berg, beim TRX-Training. Ich habe gegessen, gefastet, eine Saftkur gemacht, es war praktisch egal, was ich tat, die meisten Daten der SuperSapiens-Sensoren waren ein einziges lustiges Auf- und Ab. Erst der letzte Sensor hat so halbwegs funktioniert und zeigte deutlich weniger Spikes/Ausschläge.

SuperSapiens

Ein einziges Auf und Ab mit total unlogischen Werten, die auch nicht einmal ansatzweise oder tendenziell etwas mit einen erwarteten Glukose-Verlauf (nach Essen z.B.) zu tun hatten. Stattdessen scheinen Temperaturschwankungen den größten Einfluss auf Messwert-Änderungen zu haben.

Bricht die Verbindung ab, kann man nachträglich stark geglättete Werte vom Sensor holen, dann fehlen die sonst üblichen Spikes, die Darstellung entspricht dann der von Abbott.

Der letzte Sensor meldete Daten, die denen des Abbott ähnlicher waren, hier ist die Frage, ob die anderen Sensoren alle eine Macke hatten.

Um meine Testreihen mit 5 Sensoren auf den Punkt zu bringen:

  • Die gemessenen Daten hatten selten Bezug zu Ess- oder Sport-Verhalten, die Sensoren brachten alle extrem unterschiedliche Ergebnisse.

    Beispiel: Ich esse mit einer Freundin eine Pizza, einen süßen Nachtisch und trinke Wein: In der App keinerlei Ausschlag beim Glukose-Spiegel, auch nach 1 Stunde nicht.
    Ich verlasse dann irgendwann die Wohnung, gehe zum Auto (es ist kalt, der Test war im Winter): Der Glukose-Spiegel geht durch die Decke von 110 auf ~ 180.
    Nachts bin ich mehrmals angeblich fast gestorben, weil die Werte unter 50 waren.

    Die Änderungen des Glukose-Spiegels zeigten eher Temperaturänderungen an, als das Ess- oder Sportverhalten.

  • 1 Sensor hielt keine 14 Tage durch, ein weiterer Sensor hatte Verbindungsprobleme
    Die Sensoren wurden immer anstandslos getauscht
  • Der Sensor lässt sich nicht auf jedem Android-Device auslesen, bei einem Huawei-Gerät bekamen wir keine Verbindung

Gefühlt war ich über Wochen nur mit Sensoren austauschen beschäftigt und erst der letzte der Sensoren zeigte ein etwas ruhigeres Messverhalten ohne Spikes, allerdings weiterhin ohne Bezug zum Ess-Verhalten.

Einen Test mit einer weiteren Person konnten wir nur kurzzeitig durchführen, da es dort mit der SuperSapiens-App und dem Huawei-Handy gab und die SuperSapiens-Standard-Fehlerbehebung "wir tauschen den Sensor aus" nichts half.

Erläuterung der folgenden Bilder von links nach rechts:

  1. Der Sensor hat die Verbindung verloren
  2. geglättete Werte, da keine Verbindung bestand. Diese wurden durch manuelles Auslesen in die App übertragen, nicht per Live-Verbindung. Vermutlich ist ein Großteil der Daten interpoliert
  3. Live-Daten mit unverständlichem Spike ins Bodenlose nach dem Aufstehen
  4. nach dem Essen (viel Essen, viele Kohlenhydrate, Wein) fiel angeblich die Glukose ab, stieg dann stark an (versursacht durch den Gang zum Auto bei Minusgraden) und fiel dann wieder stark ab. Sorry, aber das halte ich für Quatsch. Wie die App auf "Tendenz gleichbleibend" kommt, ist mir absolut unklar.
  5. Mal wieder nicht nachvollziehbare Spikes ins Bodenlose.


Obwohl ich bei SuperSapiens Einiges an Geld lies, hatte ich trotz diverser Tausch-Sensoren gefühlt nichts von meiner Investition.

Abbott Freestyle Libre 2

Die Werte hier stimmen meistens recht gut mit den im Blut gemessenen Werten überein, allerdings nicht immer. Tendenzen werden gut angezeigt, auch dieser Sensor ist leicht temperaturanfällig, aber nicht so stark, wie bei SuperSapiens.

Die Werte sind selbsterklärend:

Wenn der Sensor abreißt

Der Sensor ist von der Gehäuseform in meinen Augen sehr ungünstig gestaltet, denn er reißt schnell mal ab, am Türrahmen, am Auto, Google ist voll davon. Von Abbott gibts dann keinen Ersatz, der Sensor ist dann Müll, er kann nicht weiterverwendet werden. Supersapiens hat das erkannt und bietet Schutz-Aufkleber, selbst soll man den Sensor nicht abkleben, weil er Luft braucht. Vermutlich wäre das aber kein Problem, wenn man das Luftloch in der Mitte freilässt. Abbott ist das Ganze egal. Würde man das Gehäuse am Rand anders gestalten, der Supersapiens Schutz-Aufkleber macht es vor, wäre das Problem weniger stark vorhanden.

Verhalten bei Problemen

Probleme, und davon gibt es Viele, behandeln die Anbieter so:

  • Supersapiens:
    • Sensor misst komische Werte: neuer Sensor
    • Sensor fällt aus: neuer Sensor
    • Sensor koppelt nicht: neuer Sensor (half natürlich nix)
    • andere Probleme: Anrufe und Video-Chat, persönliche Betreuung

      Generell will man dort Probleme lösen, leitet aber zu schnell zu Abbott weiter, wenn Probleme an der App liegen. Emails werden nicht korrekt gelesen, dann soll es auf einmal am Handy gelegen haben, man scheint dort einfach hilflos zu sein.
  • Abbott:
    • stundenlange Warteschleifen bei meinem Test, sonst ist man problemlösungsbemüht
    • Das Thema abreißen wird ignoriert