Update: Seit April 2018 bietet Hosteurope ein Backup-Produkt an. Bei Strichproben war es etwas schneller als Hidrive, außerdem ist es binnen 4 Wochen kündigbar. Ich habe daher dieses Produkt für mich gewählt, auch da ich für Backup und Server gern verschiedene Anbieter wähle. Einen Vertrag über Auftragsdatenverarbeitung gemäß Art. 28 EU-DSGVO bieten beide Anbieter an.

Update2: Von Hosteurope kann ich leider nur abraten. Bei Ausfällen des Systems reagiert der Support nur mit Standard-Floskeln, andere Anbieter sind außerdem mittlerweile günstiger.

Wer einen Root-Server bei Strato besitzt, verwendet vielleicht den "Backup-FTP-Speicher", um seine Daten zu sichern. 

War dieser vor Jahren noch im Mietpreis inbegriffen, muss man diesen nun bezahlen. Da stellt sich die Frage, ob man mit dem Backup-FTP-Speicher wirklich gut beraten ist oder vielleicht das Strato Hidrive auch eine Alternative ist.

Natürlich gibt es jede Menge Speicherdienste, was mir an Strato aber sympathisch ist, ist die Aussage (18.01.2018), dass alle Daten in Deutschland gespeichert werden.

  Hidrive
2 Tbyte
Backup-FTP
2Tbyte
Preis
(03.04.2018, maximale Laufzeit) 
20 € (15 Euro Basis-Preis, 5 Euro für weitere Protokolle  19 €
Zugriff von überall nur aus IP-Range der Strato-Server
Zugriffs-Protokolle FTP, Rsync, Webdav, SCP
(alle auch verschlüsselt)
FTP
Geschwindigkeit
(Mess-Szenario weiter unten)
schnell lesen: sehr schnell
schreiben: langsam

In meinen Augen ist abzuwägen zwischen:

  • Wiederherstellungsgeschwindigkeit

    Wer einen Server im selben Rechenzentrum nach einem Desaster wiederherstellen muss, der möchte die Daten vom Backup-Datenspeicher möglichst schnell wieder auf seinen lokalen Festplatten haben, um sie dann zu entpacken / wieder her zu stellen

  • Zugriffsmöglichkeit auf die Daten von extern

    Wer sich die Möglichkeit offen halten will, Daten in einem anderen Rechenzentrum wieder her zu stellen, der sollte darauf achten, dass der Backup-Datenspeicher auch aus diesem Rechenzentrum erreichbar ist, denn sonst muss er die Daten erst auf einen Zwischenspeicher kopieren, welcher einerseits von extern erreichbar ist, andererseits aber auch Zugriff auf den Backup-Datenspeicher hat.

Eine weitere Rolle kann auch spielen, ob man Wert auf ein bestimmtes Protokoll, z.b. rsync, legt. Mit rsync lässt sich besonders leicht eine Art Spiegelung zwischen lokalem Backup-Speicher und entferntem Backup-Speicher aufbauen. Per FTP wird das schon umständlicher.

Details zum Backup-FTP:

Der Backup-FTP hat in meinen Augen entscheidende Nachteile:

  • nur per FTP erreichbar. 
  • Schreiben scheint auf 8 Mbyte/s beschränkt zu sein
  • Lesen sehr schnell
  • nur aus der IP-Range der Strato-Server erreichbar.
    Aus Sicherheitsgründen kann man das sicher als sinnvoll erachten, zumal ja nur unverschlüsseltes FTP als Zugriffsprotokoll angeboten wird.
    Im Falls eines Problems mit dem Zugang zum Server kommt aber auch nicht an seine Backups, z.B. um dem Server woanders wieder hoch zu ziehen

Details zum Hidrive:

Hidrive ist in meinen Augen deutlich flexibler:

  • alle gängigen Zugriffsprotokolle, auch oder ausschließlich verschlüsselt (der unverschlüsselte Zugang ist abschaltbar)
  • ausreichend schnell angebunden.
  • von überall aus Zugriff auf die Daten
  • komfortables Webinterface, in dem man Verwaltungsarbeiten, wie Löschen von Daten, sehr einfach vornehmen kann

Geschwindigkeit:

Die Tests wurden auf einem frisch installiertem Strato-Root-Server "D410" mit Gigabit-Uplink durchgeführt.
Das Raid1-Array limitiert die Schreib-Datenrate auf einen Wert von rund 157 Mbyte/s.

Für das Test-Szenario habe ich 8 Dateien mit einer Größe von jeweils ~ 1 Gbyte, Gesamtegröße ~ 7,5: Gbyte vom Server zum Backup-FTP-Speicher/Hidrive und zurück kopiert.
Es handelte sich von Bareos erzeugte Dateien, die schon leicht komprimiert sind.
Außerdem habe ich noch ein paar Stichproben mit großen Dateien gemacht. Mir ist völlig klar, dass der Test zu anderen Tagen, zu anderen Zeiten usw. anders aussehen kann.
Die Messungen sollen daher nur einen Anhaltspunkt geben.

Da ich selbst meine Datensicherungen mit Bareos durchführe, ist das für mein reales Szenario, denn ich erhalte viele 1 Gbyte große Dateien auf der lokalen Backup-Partition.
Bareos habe ich so konfiguriert, dass jedes Volume maximal 1 Gbyte groß werden darf. Diese Entscheidung traf ich vor sehr vielen Jahren - damit wollte ich vermeiden, dass beim Abbruch der Übertragung einer sehr großen Datei ein Zeitverlust entsteht, wenn die ganze Datei nochmals übertragen werden muss.
Ich könnte diese Konfiguration überdenken, aber für die mehrmals tägliche Sicherung der Emailkonten passt diese im Test gewählte Dateigröße gut, da hier keine so großen Dateien anfallen.

Testweise habe ich auch noch rsync mit Komprimierung getestet, die Werte waren vergleichbar beim Schreiben, aber unterirdisch beim Lesen. Limitierender Faktor ist hier vermutlich Rechenzeit für den Komprimierungs-/Dekomprimierungs-Prozess auf der Gegenseite. Außerdem übertrug ich gut komprimierbare Dateien, hier waren die Schreib-Datenraten mit 150Mbyte/s sehr hoch, da die Testdaten extrem gut komprimierbar waren, die Leseraten waren schlechter.

In der Regel liegen Backups ja nicht in gut komprimierbarer Form vor, daher macht diese Betrachtung in meinem Fall wenig Sinn, es kann aber Sinn machen, wenn man gut komprimierbare Dateien kopieren will.

Übertragung der schon komprimierten Dateien aus Bareos in Mbyte/s  Hidrive Backup-FTP
Backup  Restore Backup  Restore
rsync mit Kompression über ssh ~ 34 ~ 29 - -
rsync ohne Kompression über ssh ~ 30 ~ 44 - -
ftp (ohne Verschlüsselung) ~ 63 ~ 53 ~ 8 ~ 105
© Andre Hotzler 2018

Fazit:

In meinem Test war beim Lesen (und darauf kommt es mir an) der Strato-Backup-FTP schneller.
Hidrive war auch nicht so langsam, aber eben nur halb so schnell, dafür aber deutlich komfortabler.

Einen wirklichen Sieger gibt es für mich nicht, ich würde wegen der hohen Geschwindigkeit vermutlich den Backup-FTP bevorzugen und eine Synchronisierung mit sitecopy lösen. Die unverschlüsselte Übertragung stößt mir aber negativ auf.